Burnout: Wie man ihn kriegt – und wieder los wird.

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Einen Burnout zu kriegen, ist harte Arbeit. Über Jahre.
Aus meiner Erfahrung mit vielen Klienten geht das am besten so:

1. Übertriebener Perfektionismus.

In manchen Bereichen sind hundertprozentige Ergebnisse notwendig. Bei einer Operation, wenn jemand ein Flugzeug steuert, wenn der Restaurantkritiker das Lokal betritt.

Doch für die meisten Bereiche des Lebens reichen achtzigprozentige Lösungen völlig aus. Das wird zwar nirgends laut gesagt aber es ist trotzdem so. Selbst die Bundesregierung erlässt Gesetze, die öfters nachgebessert werden müssen. Nach der Paretoregel brauchen sie aber für eine achtzigprozentige Lösung nur zwanzig Prozent der Zeit. Lesen Sie hier nach …

Übertriebener Perfektionismus hat meist mit dem Gefühl, noch etwas beweisen zu müssen, zu tun. Dass man klug ist, mithalten kann, Außerordentliches leisten kann, etwas wert ist etc. Letztlich hat es mit Unsicherheiten und unbewussten Ängsten zu tun.
Lesen Sie hier …

2. Die Verleugnung von Grenzen.
Wir leben in einer Zeit, wo Grenzen keinen guten Ruf haben. „Geht nicht, gibt’s nicht!“ oder „Nichts ist unmöglich!“sind Slogans, die wir oft hören und bei manchen Menschen zur inneren Richtschnur geworden sind.

Doch alles hat Grenzen. Selbst das Universum soll ja nicht unendlich sein. Aber alles was auf der Erde existiert, hat Grenzen und Menschen allemal. Grenzen der Kraft, der Energie, der Zeit, der Lust, der Motivation.

Menschen mit der Tendenz zu Burnout empfinden Signale auf eigene Grenzen nicht als nützliche Information oder Erlaubnis, sondern als Kränkung.
Und versuchen zu zeigen, dass das für sie nicht stimmt. Selbst wenn der Körper dann nach Jahren Erschöpfungssymptome oder Verschleisssymptome zeigt, wird dies oft nicht als Hinweis auf eine gefährliche Überlastung verstanden, sondern als persönliches Versagen, das tapfer verschwiegen oder repariert werden muss.

3. Ein mechanistisches Bild von sich selbst.
Die Stärke von Vielarbeitern ist, dass sie jahrelang klaglos funktionieren. Wie eine Maschine. Wenn Maschinen Ausfälle zeigen oder kaputt gehen, werden sie repariert. Und die moderne Medizin kann ja tatsächlich heute vieles „reparieren“.

Doch für wen sein Herz nur eine Pumpe, sein Knie nur ein Scharnier und seine Bandscheibe nur ein Knorpel ist, neigt dazu, diesen Teil des eigenen Körpers eben auch nur zu reparieren oder zu ersetzen, anstatt sich Gedanken zu machen, wie es dazu kam.
„Funktionieren müssen“ ist eine unbewusste Strategie, die man meist schon in der Kindheit entwickelt. In einem Elternhaus, in dem nur Leistung zählte, Beschwerden und Unlust als „Schwäche“ oder „Gejammer“ abgetan wurden. Da lernte man dann früh, hart zu sich selbst zu werden und alle „weichen“ Gefühle zu unterdrücken. Für diese Entfremdung von sich selbst zahlt man jedoch irgendwann einen  hohen Preis.

4. Probleme im Privatleben.
Beruf und Privatleben beeinflussen sich gegenseitig. Zu viel Arbeit und dadurch Zeitmangel wirken sich als fehlende Zeit für die Partnerschaft und die Familie aus. Umgekehrt kann ein glückliches Privatleben der Anlass sein, seine Werte bezüglich Leistungsbereitschaft und Überstunden zu überdenken.

Bei vielen Menschen mit Neigung zum Burnout gibt es Probleme im Privaten. Ungelöste Konflikte in der Partnerschaft bezüglich Aufgabenteilung, gegenseitigem Respekt oder Sexualität sind die wichtigsten.

Doch das Symptom ist die Lösung.
Wer viel arbeitet und Überstunden sich heranzieht anstatt sie zu verweigern, kommt spät nach Hause. Dann schläft der Partner schon oder man ist zu müde für Zärtlichkeit oder eine notwendige Auseinandersetzung.
Am Wochenende wäre theoretisch Zeit, doch wer beim Samstagmorgen-Frühstück mit einem Auge auf ein Smartphone schielt, zeigt, wie sehr er sich bereits aus der Familie verabschiedet hat. Aber den herangezogenen Gründen („Wichtige Präsentation am Montagmorgen!“) wird eine höhere Priorität eingeräumt als der eigenen Präsenz in der Beziehung.

5. Geringes Selbstwertgefühl.
Menschen, die aufgrund vieler Beziehungserfahrungen in ihrem Leben innerlich überzeugt sind, dass sie wertvoll und liebenswert sind, können sich gegen zu belastende Arbeitsbedingungen rechtzeitig wehren.
Sie können sich abgrenzen, indem sie öfters „nein“ sagen. Konflikte können sie angemessen ansprechen und klären. Wenn die Konflikte nicht lösbar sind, können sie dies akzeptieren oder sich auch einen anderen Arbeitsplatz suchen.

Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl haben diese inneren Freiraum oft nicht. Sie glauben unbewusst, sich Anerkennung, Sympathie und Zuneigung verdienen zu müssen. Als Folge können sie schlecht mit Bitten oder Forderungen von anderen umgehen.Sie neigen dazu, sich ausnutzen zu lassen. Vor Konflikten haben Sie Angst und versuchen eher, durch Wohlverhalten und Nettsein Konflikte gar nicht aufkommen zu lassen.

6. Der Glaube, dass man Leben nachholen könne.
Das Leben findet immer nur in der Gegenwart statt.

Wer glaubt, dass das Glück am Wochenende auf ihn wartet, wird vermutlich enttäuscht werden.Wer glaubt, dass ein ausgefüllter Terminkalender schon ein erfülltes Leben bedeutet, irrt. Wer glaubt, dass wenn er mit fünfzig finanziell unabhängig ist, dann zufrieden sein wird, geht eine riskante Wette ein. Wer zwanzig Jahre an seiner Gesundheit Raubbau betrieben hat, kann das selten wieder in Ordnung bringen.

Die Zeit, die Sie im Büro sitzen, können Sie nicht nachholen. Ihre Kinder wachsen in der Zeit heran und warten nicht auf Sie. Ihr Partner wird älter, Sie werden älter. Dass man im Leben etwas nachholen könne, ist eine der größten kollektiven Irrtümer westlicher Gesellschaften. „Jetzt kaufen, später bezahlen“ mag noch angehen. Das Motto „Jetzt arbeiten, später leben!“ geht nicht auf.

Um Missverständnissen vorzubeugen: ich habe nichts gegen eine verstärkte Anstrengung für eine begrenzte Zeit, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Wenn aber hinter der Ziellinie schon das nächste Ziel wartet, sollte man aufpassen.
Ich unterschätze auch nicht die Bedeutung von hohem Leistungsdruck, einem vielleicht drohenden Arbeitsplatzabbau oder schwierigen Kollegen oder einem tyrannischen Chef.

Doch es kommt immer auch darauf an, wie man solche Schwierigkeiten wahrnimmt, interpretiert und welche Handlungsmöglichkeiten man für sich sieht und entwickelt.

Was können Sie tun?

Die schlechte Nachricht zuerst: es gibt keine schnellen Tipps gegen Burnout-Gefährdung.

Zwar gibt es jede Menge Bücher, die genau das versprechen. Aber ich glaube nicht an die Wirksamkeit von schnellen Rezepten (außer beim Kochen). Die Tipps sind zwar gut und hilfreich. Aber an der Umsetzung hapert es meist.

Glauben Sie nicht? Also gut. Ich gebe Ihnen hier kostenlos meinen besten Tipp für Workaholics und Burnout-Aspiranten. Er lautet:

„Gehen Sie zwei Wochen lang jeden
Tag eine halbe Stunde allein spazieren.“

Die gute Nachricht: Wenn Sie sich  mit den Ursachen auseinandersetzen, können Sie Ihre Probleme auch lösen. Ganz sicher. Wenn Sie nur anderen oder den Umständen die Schuld geben oder an den Symptomen herumdoktern, werden Sie nichts ändern. Ganz sicher.

Haben Sie sich in einigen der Punkte oben wiedererkannt?
Bei Burnout spielen oft unbewusste Lebensthemen ein Rolle.

In einem 3-h-Online-Coaching können wir Ihre Lebensthemen identifizieren und bearbeiten.